Taliban-Führer angeblich von US-Drohne getötet

Diese und ähnliche Meldungen gingen am 7.8.2009 über den Ticker und waren in den Medien eine kurze Erfolgsmeldung (hier vom ZDF) wert. Sicherlich werden sich viele Menschen über diese Art der Meldung gefreut haben oder zumindest Genugtuung empfunden haben, schrecken doch die Taliban nicht vor Unterdrückung, Terror und vor Zerstörung und Mord zurück.

Dass bei diesem Angriff des CIA, der laut Frankfurter Rundschau für Obamas Militärstrategen als „Dringend benötigter Drohnen-Treffer“ bezeichnet wurde, ein Drohne eingesetzt wurde, wird wahrscheinlich von vielen gelesen und wahrgenommen worden sein, aber die wenigsten wird dies nachdenklich gestimmt haben.

Die Erwachsenen unter uns haben noch als Kind gelernt, dass mit einer Drohne eine männliche Honigbiene gemeint war, die ein Arbeiter eines Bienenstaates darstellte.

Unsere Kinder müssen heute lernen, dass Drohnen unbemannte Flugobjekte sind, welche zur Aufklärung, Erkundung und Überwachung und zum gezielten Töten eingesetzt werden. Entwickelt in den Laboren der Militärs, werden uns Drohnen ständig als ein geeignetes Mittel präsentiert, um Feinde beobachten, verfolgen und ausschalten zu können. Wir sollen lernen, dass durch den gezielten Einsatz von Flugrobotern, Leib und Leben der eigenen Soldaten geschützt werden kann, die eigene Verluste reduziert und die Verluste in der Zivilbevölkerung vermieden werden können. Und wenn eine US-Drohne Deutschen zu Hilfe kommt, wie z.B. im Oberfalznetz getitelt wird, dann sollten wir uns doch freuen, oder?

US-Drohne A MQ-9 Reaper, wie sie in Afghanistan z.Z. eingesetzt wird. (Quelle:Wikipedia)

US-Drohne A MQ-9 Reaper, wie sie in Afghanistan z.Z. eingesetzt wird. (Quelle:Wikipedia)

Die tägliche Militärpropaganda und das Schönreden von militärischen Operationen mit den angeblich so geeigneten Mitteln gegen den bösen Feind soll blind machen. Die tägliche Berichterstattung über die Art und Weise der militärischen Auseinandersetzung, sowie die Rechtfertigung und die Darstellung von der Notwendigkeit der einzusetzenden militärischen Mittel soll uns abfüllen. Auch Drohnen schützen die Zivilbevölkerung nicht, im Gegenteil (US-Drohne tötet Zivilisten und Taliban). Auf 14 getötete al-Qaida-Mitglieder sollen knapp 700 zivile Todesopfer kommen.

Für die Militärs sind Drohnen kostengünstigere Flugobjekte, die, weil unbemannt, mit einem höheren Risiko unbedenklicher eingesetzt werden können, durch ihr geringeres Gewicht, flexibler und wendiger einsetzbar sind und einen „humaneren“ Krieg suggerieren sollen. Durch die technologische Entwicklung ist es möglich geworden, dass ein Soldat in den USA in seinem Büro sitzt, eine Drohne per Joystick in Afghanistan ins Ziel steuert, Zerstörung und Tod per Mausklick auslöst und am Ende seines Arbeitstages zurück zu seiner Familie geht … war da gerade Krieg?

Die technischen Möglichkeiten von Drohnen sind dabei die Art und Weise von Kriegen zu verändern und für die Kriegführenden risikoloser, kostengünstiger, einfacher, distanzierter und noch anonymer zu machen. Man wird nicht mehr unmittelbar mit Zerstörung und Tod konfrontiert. Für die Opfer ändert sich nichts und für die Zivilbevölkerung schon gar nicht (Taliban nutzen Zivilisten als Schutzschild).

Doch nicht nur in militärischer und geheimdienstlicher Hinsicht ist der Einsatz von Drohnen dabei, unsere Welt zu verändern, auch in zivilen Bereichen werden die Flugobjekte mehr und mehr eingesetzt. Im Überwachungsstaat Großbritannien setzt die Polizei schon seit Juni 2007 Drohnen zur Überwachung ein, … in den Niederlanden bei Einsätzen der Polizei gegen die Hausbesetzer-Szene, in Sachsen bei der Überwachung von Fußballspielen und unter www.rent-a-drone.de können mittlerweile schon Privatpersonen ab 190 Euro einen „Spionageflug“ mieten. Schnüffeln und Spionieren nicht länger ein Privileg des Staates? Beweissicherung gegen seinen unliebsamen Gegenüber per Drohne? Mordauftrag ausgeführt von fliegenden Robotern, die aussehen wie Schwalben?

US-Drohne AirRobot, wie sie z.B. von der niederländischen Polizei eingesetzt wird. (Quelle: blog.kairaven.de)

US-Drohne AirRobot, wie sie z.B. von der niederländischen Polizei eingesetzt wird. (Quelle: blog.kairaven.de)

Die Drohne für jedermann ist bereits Realität. Die Drohne, die per Handyortung töten kann, auch. An die militärische Nutzung von Drohnen haben sich viele schon gewöhnt. Drohnen, die wie Vögel oder Insekten aussehen, werden gerade entwickelt und Flugroboter, die selbst entscheiden können, wer Freund und wer Feind ist, stehen auf der Wunschliste der Militärs. Eine internationale Diskussion über den Einsatz möglicher autonomer Kampfroboter, wie von dem Robotik-Experten Noel Sharkey von der Universität Sheffield gefordert, zeigt die sich abzeichnende Entwicklung.

Wie pervers werden sich Menschen, Gesellschaften und Staaten noch entwickeln, in denen einerseits perverse Politiker, skrupellose Kapitaleigner und angepasste Wissenschaftler eine derartige Entwicklung vorantreiben und anderseits, und dies ist wohl noch dramatischer zu sehen, eine desinteressierte Bevölkerung den Vorgenannten für deren perverses Tun und Handeln den Raum lassen und durch ihr passives Verhalten denen auch noch die Legitimation dafür geben? (la)

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