Ge-denken

Am 4. November 1944 bombardierten britische Flieger die Bochumer Innenstadt. Eintausenddreihundert Menschen starben, viele waren verbrannt, verletzt,  obdachlos. Am Sonntag, dem 4. November 2002 gedenkt  Bochum dieses schwersten Bombenangriffs auf unsere Stadt.

Viele Gedanken waren bei den Offiziellen wohl nicht damit verbunden, denn gleichzeitig lässt man einen verkaufsoffenen Sonntag stattfinden, dort, wo Ende 1944 nur noch rauchende Ruinen standen.

Die Erinnerung an das damalige Leid hat einen Sinn, wenn es zum Nachdenken führt. Nachdenken darüber, dass Deutsche glaubten, andere Menschen ermorden und die Welt ausplündern zu dürfen. Nicht einmal, als sie am Ende selbst bombardiert wurden, haben sie gegen die mörderische Nazipolitik Widerstand geleistet.  In Bochum gab es beim Bochumer Verein eine enorme Rüstungsproduktion, hungernde Zwangsarbeiter wurden durch die Straßen getrieben, die Züge mit Deportierten fuhren zuverlässig. Es blieb den Alliierten nichts anderes, als die industrielle Produktion lahmzulegen, die Bahnanlagen zu zerstören und auch zu versuchen, mit den Bombenangriffen die Bevölkerung zu demoralisieren, sie dazu zu bringen, diesen Krieg zu beenden. Warum haben sie das nicht getan? Warum hat nicht einmal das eigene Leid zum Handeln geführt? Wie viele Tausende in Deutschland, wie viele Millionen in Europa hätten überleben können!

Ge-denken heißt, sich heute gegen Kriege zu wehren, jeden Rassismus zu bekämpfen, den neuen Nazis entgegenzutreten.

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