Springerplatz und Moltke:
Eine überflüssige Diskussion?

Es gehe nicht um Krieg oder Frieden, sondern “ um Kappes und Feldsalat“, behauptet Thomas Schmitt in einem Kommentar vom 17.02. in der WAZ und führt allerlei Nostalgisches an, das für den Namen Moltkemarkt spräche. Die Betreiber des Marktes auf einem städtischen Platz faseln gar von Identität, emotionaler Bochum-Orientierung, Familientradition und Signalen aus der Bochumer Geschichte.

Halten wir uns lieber an Fakten!

Moltke (1800-1891) war ein Militär, der sein Leben der Kriegsführung für verschiedene Auftraggeber gewidmet hat. 1871/72 führte er den preußischen Krieg gegen Frankreich an. Ergebnis: 120 000 Tote (Schätzung). Als Reichstagsabgeordneter befürwortete er bis 1890 eine massive deutsche Aufrüstung, die Voraussetzung für den 1.Weltkrieg mit vielen Millionen Toten war. Der Bochumer Platz wurde in einer Zeit nach Moltke benannt, als die Namen von  Monarchen, Militärs und den Eroberern von Kolonien populär gemacht werden sollten. Mit diesen militaristischen Traditionen wurde zwischen den Kriegen nicht gebrochen. Der Platz hieß noch so, als NSDAP und SA dort am 30. Januar 1933 ihre Siegesfeier abhielten. Erst als Bochum nach dem 2. Weltkrieg in Trümmern lag, wurden auch die kriegerischen Traditionen in Frage gestellt. Der Rat der Stadt Bochum beschloss, an andere Traditionen anzuknüpfen und benannte den Platz im Griesenbruch nach dem Widerstandskämpfer Karl Springer, den „Platz der SA“ (den früheren“ Kaiser-Wilhelm-Platz“)  nach dem christlichen Bergarbeiterführer Heinrich Imbusch und den „Wilhelm-Platz“ nach Fritz Husemann. Wer die alten Militärs wieder aufleben lässt (und sei es nur zu Werbezwecken), der verklärt die Geschichte und wirkt daran mit, die bitteren Erfahrungen aus zwei Weltkriege vergessen zu machen.

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