Vertrautes

Als „Internationale Räuberbande“ würden heutige Abgeordnete die Rüstungsindustrie vielleicht nicht bezeichnen, doch die Fakten, die Karl Liebknecht vor hundert Jahren im Reichstag vorbrachte, klingen sehr vertraut. Rainer Zilkenat hat sie unter dem Titel „Eine Jahrhundertrede“ zusammengetragen. Da ging es um die die enge Zusammenarbeit zwischen Kaiser und Kanonenkönig Krupp zur  Aufrüstung, den Wechsel hoher Regierungsbeamter aus dem Militärbereich in die Rüstungs- industrie, um Lobbyismus und Korruption, vor allem aber um den lukrativen Export deutscher Waffen in alle Welt, sogar an Serbien, das nicht einmal zwei Monate später der Feind und Anlass zum 1. Weltkrieg war. „Die Firmen dieses Konzerns“, formuliert Liebknecht, „haben den ganzen Erdball in Interessenssphären zur Exploitation unter sich geteilt, um Geld zu münzen aus dem Völkermord, aus der Zwietracht der Völker.“  Die Fakten waren nicht zu widerlegen und so hielt man Lieb- knecht damals schon das Argument entgegen, dass dieser Rüstungs- export Arbeitsplätze und Löhne sichern würde. In seiner Antwort fordert Liebknecht, „daß die Rüstungsindustrie vom Boden verschwindet“ und fragt: „Glauben Sie, daß die Leute, die bis dahin in der Rüstungs- industrie gearbeitet haben, von da an verhungern werden? Werden ihre Hände und Arbeitskräfte nicht für bessere Zwecke, für die Gesamtkultur nützlicher, verwendet werden?“

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