Beiträge gegen die Militarisierung

Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „AMOS“ ist das Thema „Krieg und Frieden. Wolfgang Dominik schreibt hierin zu folgenden zwei Bochumer Themen: „Demilitarisierung und Remilitarisierung der Berufsbildungsmesse“ und „Die versuchte Remilitarisierung des Springer-Platzes in Bochum„. Jürgen Link thematisiert: „Seit hundert Jahren absolut nichts dazugelernt: Die mediopolitische Klasse des Westens im Eskalationsfanatismus gegen Russland – warum?“ AMOS ist erhältlich über Hartmut Dreier Schumannstr. 6, 45772 Marl , email: dreier.marl@freenet.de. Das Jahresbo mit 4 Heften kostet 18 Euro.

Zivilisierung der Berufsbildungsmesse

Der Protest gegen den Bundeswehreinsatz auf der Berufsbildungsmesse verlief heute überraschend friedlich. Die Polizei war zwar massiv vertreten, blieb aber weitgehend im Hintergrund. Der Geschäftsführer des RuhrCongresses hielt seine Securities mit viel Geduld zurück. Bei etlichen spürte man, dass sie es fast als Folter empfanden, dass sie die DemonstrantInnen nicht wegräumen durften. Damit ist die Eskalationsspirale der letzten Jahren gestoppt worden. Das Jugendamt als Veranstalter der Messe hatte in den letzten beiden Jahren mit immer heftigerer Repression auf den antimilitaristischen Protest reagiert. Im letzten Jahr gab es mehr als 30 Hausverbote und eine Strafanzeige. Das Jugendamt hatte in diesem Jahr das Hausrecht an die Leitung des RuhrCongresses abgetreten. Das bedeutete: Es gab keine Einlasskontrollen und die DemonstratInnen konnten sich mit ihren Protest-T-Shirts, Flugblättern und Transparent vor den Bundeswehrstand stellen. Es herrschte eine zivilisierte Atmosphäre wie in den ersten Jahren der Messe. Vor dem Stand der Bundeswehr gab es viele gute Diskussionen zum Thema „Kein Werben fürs Sterben“. Fotos von der Messe.

Berufsausbildung zum Töten?

Bochum veranstaltet wieder gemeinsam mit Witten, Hattingen und Herne am 10. und 11. September eine Berufsbildungsmesse im Ruhrkongress. Vorgestellt werden verschiedene Tätigkeiten im Handwerk, im Gartenbau, bei Sparkasse und Versicherungen……… und bei der Bundeswehr: Töten und getötet werden, mit moderner Technik oder eher traditionell am Gewehr. Die Ausstellung wendet sich an Jugendliche ab etwa 14 Jahren. Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet das. Organisiert hat das Ganze das Jugendamt. Als ob Kriegführen ein Beruf wie jeder andere wäre! Für die meisten Erziehenden ist selbstverständlich: Kinder und Jugendliche sollen zu Hause und in der Schule gewaltfreie Wege der Konfliktlösung lernen.  Das Jugendamt scheint das nicht zu interessieren. „Uns ist wichtig, dass jeder Schüler einen Job findet“, sagte der Jugendamts- leiter Dolf Mehring auf einer Pressekonferenz. Deshalb ruft das Friedensplenum zu Protesten auf: KEIN WERBEN FÜR DAS STERBEN! Gewerkschaften, Jugendverbände und Parteien werden den Protest unterstützen. Treffpunkt: Mittwoch, 10. September, 8.00 Uhr vor dem Ruhrkongress

Bochumer Ausstellung zum 1. Weltkrieg

Aussagen über Ursachen, Verursacher und Nutznießer des Krieges darf man von der auf Bochum bezogenen Ausstellung des Stadtarchivs zum 1. Weltkrieg „Zwischen Heimat und Front“ nicht erwarten. Dabei hätte es sich angeboten, die Rüstungsgeschäfte des Bochumer Vereins näher zu beleuchten. Dagegen findet man viele Dokumente aus dem veränderten Leben im Krieg. Der interessanteste Teil ist in Zusammenarbeit mit dem belgischen „Museé de la guerre“ in Latour entstanden. Das neutrale Belgien war mit dem völkerrechtswidrigen deutschen Durchmarsch zum Kriegsschauplatz geworden. Dörfer und Städte wurden zerstört, Zivilisten verwundet, verschleppt und getötet. In einem abgetrennten Raum wird aus Briefen und Erinnerungen von französichen, deutschen und zivilen belgischen Kriegsteilnehmern gelesen. Erschütternd und erhellend ist die Gegenüberstellung  der Berichte des Generalleutnants Manfred v. Richthofen über seine luxuriösen Bequemlichkeiten, die Briefe über das alltägliche Erleben der Soldaten und die fassungslosen Worte des einzigen Überlebenden eines Massakers an allen männlichen Einwohnern des Ortes Latour.

 

Antikriegstag – 1. September 2014

Einen großartigen Auftritt des politisch engagierten Chors „Chorrosion“ erlebten zahlreiche Gäste des Friedensplenums und des DGB gestern in der Rotunde. In seinem neuen Programm „Gegen den Krieg“ trug der Chor eine musikalische Collage aus eigenen Texten und Liedern und Gedichten von Bertolt Brecht, Paul Celan, Dieter Süverkrüp, Rio Reiser u.A. vor. Der Schauspieler Manfred Böll las bekannte Gedichte gegen die Kriege aller Zeiten so eindringlich und pointiert, dass sie neue Aktualität gewannen. Dafür bekam er viel Beifall. Der Geschäftsführer des DGB Jochen Marquardt verurteilte in seiner Rede scharf die deutschen Waffenlieferungen in den Irak. “ Eine Regierungsmehrheit im Bundestag, die am Antikriegstag, an dem Tag, an dem vor 75 Jahren Deutschland den 2. Weltkrieg angezettelt hat, die Lieferung von Kriegswaffen ohne UN-Mandat beschließt, handelt voll- ständig geschichtsvergessen und unverantwortlich“, sagte Marquardt.

 

Gegen Militarismus vor Ort

Am letzten Freitag hat das Bochumer Friedensplenum  erneut auf dem Springerplatz dagegen protestiert, dass der dort stattfindende Feierabendmarkt „Moltkemarkt“ genannt wird. Den Namen Moltke trug der Platz bis 1947. Damals in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs beschloss der Bochumer Stadtrat ihn umzubenennen – als Zeichen gegen Militarismus und die Verbrechen der Kriege. Der Name Helmuth v.Moltke steht für Krieg und die Vorbereitung neuer Kriege, der Name Karl Springer für den mutigen Kampf gegen den Faschismus. Das Friedensplenum beharrt darauf, die geschichtlichen Erfahrungen ernst zu nehmen. Es wird stärker als bisher eine breite, historisch interessierte Öffentlichkeit informieren, damit der Rat der Stadt Bochum seine Verantwortung wahrnimmt. So stießen die Flugbätter des FP´s bei der Eröffnung der Ausstellung zum 1. Weltkrieg im Stadtarchiv auf viel Interesse – und oft ungläubiges Staunen, dass die Stadt Bochum es zulässt, dass auf kaltem Wege ein Platz wieder den Namen erhält, den er während der Kaiser- und der Nazizeit ge- tragen hat. Hier das Flugblatt „Gedenkkultur bewahren – Militarismus ächten“

Wir sind nicht hineingeschlittert –
1. Weltkrieg: Der erste deutsche Versuch des Griffs nach der Weltmacht

In den Antifaschistischen Bochumer Blättern 1/2014 findet sich zu den z.T. revisionistischen Diskursen über den 1. Weltkrieg ein Beitrag des Mitglieds der Bochumer VVN-BdA, Wolfgang Dominik.

Er beginnt mit den Worten: “ Es ist eine alte Tatsache, dass das Deutungs- und Interpretationsmonopol hinsichtlich geschichtlicher Ereignisse Herrschaft über die Köpfe von Menschen ermöglicht. Lange Zeit galt in der deutschen Geschichtsschreibung, dass das Deutsche Reich am 1. Weltkrieg unschuldig war. Dieser Krieg wurde dem friedlich gesinnten Deutschland, das sich schon lange belagert von bösartigen Feinden fühlte, spätestens mit dem Attentat auf den österreichischen Thronnachfolger aufgezwungen wurde. Bevor die anderen anfingen, musste man leider präventiv  reagieren.“

Gerade heute, da die Regierung entscheidet, den kurdischen Peschmerga Waffen zu liefern, da die Kriegslügen immer neue Dimensionen erreichen, um einen Massenkonsens in der deutschen Bevölkerung für weltweite Kriege mit deutscher Beteiligung zu produzieren, da die staatstragenden Medien sich zu Sprachrohren von NATO-Hardlinern, der deutschen Kriegsministerin, des Bundesaußenministers und vor allem des Bundespräsidenten machen, sollte „man“ an den Juli/August 1914 und an die Propaganda rund um den 1. September vor 75 Jahren zurückdenken. Es hieß einmal: Nie wieder Krieg! Heute heißt es: Nie wieder Krieg ohne uns!
Zum Artikel auf der Webseite der VVN.

 

„Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“

ist der diesjährige Aufruf des DGB zum Antikriegstag am 1. September überschrieben. Weiter heißt es: „Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite. Beide Jahrestage machen den diesjährigen Antikriegstag zu einem zentralen Tag der Erinnerung und des Mahnens. Auch heute gilt: Kriege kommen nicht über uns – sie werden gemacht. Gewalt geht von Menschen aus – und trifft Menschen. Sie werden getötet, verwundet und vertrieben. Ihr Leben wird bis in die Grundfesten erschüttert – während andere aus Kriegen Profite schlagen oder ihre Machtinteressen durchsetzen. Daran erinnern der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften seit 1957 nicht nur am Antikriegstag: Nie wieder darf Krieg von deutschem Boden ausgehen.“ Als Grundlage für Friedenspolitik wird im Aufruf soziale Gerechtigkeit und eine humanitäre Flüchtlingspolitik gefordert.

Geschichte des Antikriegstages

Seit dem 1. September 1957 begeht die Gewerkschaft den Antikriegs- tag. Der DGB erinnerte damit an den Beginn des 2. Weltkrieges und bezog gleichzeitig Stellung gegen die Wiederbewaffnung der Bundes- republik. „Nie wieder Krieg!“ lautete auch damals das Motto. Die Bemühungen um einen Friedenstag sind schon viel älter. In den neuen „Antifaschistischen Blättern“ ist ein Überblick über die Geschichte des Antikriegstages seit 1845 erschienen. „An die Stelle des Mottos: „NIE WIEDER KRIEG!“ sollte heute jedoch, da aktueller und ehrlicher, das Motto: „STOPPT DIE KRIEGE!“ treten“ schreibt die VVN.

Lieder und Texte gegen Militarismus und Krieg

mit Manfred Böll, Chorrosion, Jochen Marquardt

Das Friedensplenum und der DGB laden ein zum Antikriegstag 2014.

Der IG-Metall Chor Chorrosion wird  sein neues Programm “Gegen den Krieg” präsentieren. Manfred Böll wird Texte gegen den Krieg vortragen und Jochen Marquardt wird erläutern, was er darunter versteht, wenn Deutschland international mehr Verantwortung übernehmen soll.

Montag, 1. September 2014, 19.30 Uhr

Rotunde, Konrad-Adenauer-Platz 3