Vor hundert Jahren,am 2. Dezember 1914

blieb nur einer  sitzen, als die Abgeordneten des Reichstages auf- standen, um ihre Zustimmung für weitere Kriegskredite  zu geben.      Karl Liebknecht war zunächst der einzige unter 110 Abgeordneten der SPD, der sich der Fortsetzung des Krieges widersetzte. In seiner schriftlichen Stellungnahme, denn reden durfte er nicht, verurteilte er den Krieg, bei dem es sich  „um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarktes, um die politische Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankenkapital“ handele. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen, die zum Ersten Weltkrieg geführt haben, blieben und bleiben bis heute kriegsgefährlich.

Im Jahre 2014 lehnte der Bundestag den Antrag der Partei „Die Linke“ auf eine Gedenktafel für die Haltung Liebknechts zum Krieg  ab.

Irreführung mit Zahlen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnt vor „einer Fortsetzung des Sparkurses im Rüstungsbereich“, meldet heute die WAZ. “ Russland hat seine Verteidigungsausgaben in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent erhöht ..“, wird Stoltenberg zitiert. In derselben Zeit seien die Verteidigungsausgaben der Nato um 20 Prozent gesunken. Was die Zeitung verschweigt, sind die tatsächlichen Ausgaben. Die USA gaben laut SIPRI im letzten Jahr 640 Mrd. Dollar für Rüstung aus, Russland demgegenüber rund 88 Mrd. Dollar. Die Militärhaushalte allein der drei Nato-Länder Frankreich, Großbritannien und Deutschland  lagen zusammen bei 168 Mrd. Dollar. Vier der Nato-Mitgliedsstaaten geben demnach rund das Neunfache für  Militär im Vergleich zu Russland aus. Selbst wer militärische Abschreckung für nötig hält, kann nicht be- haupten, dass die Nato ihre Rüstungsausgaben wegen einer russischen Aufrüstung erhöhen muss.

Bundeswehrwerbung in Dortmund

Die Bundeswehr stößt bei ihrem Versuch, sich bei der größten Jugend- messe “You”  vom 28. bis 30. November in Dortmund einmal mehr als Arbeitgeber anzubiedern, auf Widerstand: Unter dem Motto ‘Krieg ist kein Funsport’ protestiert ein breites Dortmunder Bündnis gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Jugendmesse YOU in der Westfalen- halle. Auch der Landesjugendring hat sich eingeschaltet und fordert die Messe auf, die Bundeswehr auszuladen. Das Protestbündnis plant mehrere Aktionen: Die größte ist eine am Samstag ab 11 Uhr bei der Polizei angemeldete Kundgebung am Ausgang des U-Bahnhofs Westfalenhallen. Auch ein Flashmob am Stand der Bundeswehr ist für Freitag geplant. Die Ruhrnachrichten führen dazu eine Abstimmung durch, bei der man mit einem Klick seine Meinung äußern kann: Die Bundeswehr auf der Jugendmesse YOU – gut oder schlecht?

 

Nato-Expansion 1990 bis 2014

„Für uns sind Nachbarländer Partner und keine Einflusssphären“, sagt die deutsche Bundeskanzlerin. Wie bedrohlich die „Partner“ des Militärbündnisses Nato sich voranarbeiten, zeigt diese Grafik. Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/media/20877/41-nato-expansion.gif

 

 

Heldengedenken in Querenburg

Einem Bericht der WAZ von heute folgend brachte es der Bochumer Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer  bei einer Kundgebung in Querenburg fertig, einerseits die „Heldenverklärung“ der Nazis als Missbrauch des Volkstrauertags zu bezeichnen und andererseits die bei Kriegshandlungen im Ausland  „gefallenen“ Bundeswehrsoldaten zu ehren. „Diese Soldaten sind nicht für kriegerische, sondern für friedenserhaltende Maßnahmen gestorben“,  erklärte Schäfer laut WAZ wörtlich. Der Abgeordneten scheint zu ignorieren,  dass das Grund- gesetz in Artikel 87a den Einsatz von Streitkräften ausschließlich zur Verteidigung gegen Angriffe auf unser Land zulässt, die grungesetz- widrigen Auslandseinsätze aber wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen dienen und sie die bekriegten Länder dem Frieden nicht näher bringen.

Gewaltiges Heldengedenken


Bei der heutigen Kranzniederlegung zum „Volkstrauertag“ griff ein Teilnehmer aus den Reihen der Landsmannschaften ein Mitglied des Friedensplenums an, entriss ihm das Plakat mit der Aufschrift „Soldaten sind Täter – Die Verbrechen der Wehrmacht nicht vergessen!“ und zerstörte es (Foto rechts). Auch die offizielle Zeremonie eskalierte weiter. (Siehe Fotogalerie.) Während vor drei Jahren noch kein Militär einen Kranz niederlegte und in den letzten beiden Jahren der Reservistenverband dazu kam, war jetzt die Bundeswehr direkt beteiligt. Ein Kranz in Schwarz-Rot-Gold des „Bundesministers für Verteidigung“ ergänzte die Gebinde des Volksbundes und der Stadt Bochum. Während die Heldengedenkhymne erklang, salutierte der Soldat. Oberbürgermeisterin Scholz und Volksbund-Vorsitzender Faulenbach als OrganisatorInnen gehören beide einer Partei an, die schon vor 100 Jahren die Kriegskredite für den 1. Weltkrieg bewilligte. weiterlesen

Ankündigung: „Wir wollen weg von diesem reinen Heldengedenken“

Protest gegen das Heldengedenken 2013

Das Bochumer Friedensplenum hat am Montag dazu aufgerufen, am kommenden Sonntag, dem „Volkstrauertag“, an der Zeremonie teilzunehmen, die um 15 Uhr vor dem Mahnmal „Die trauernde Alte“ vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) und der Stadt Bochum inszeniert wird: gruseliges Heldengedenken. Das Friedensplenum wird dabei wie im vergangenen Jahr mit Plakaten daran erinnern, dass die deutschen Soldaten seit vielen Generationen immer Angriffskrieger, also Täter waren. Die VVN – BdA hat eine Ausgabe ihrer Antifaschstischen Blätter veröffentlicht, in der sie das Bochumer Heldengedenken problematisiert und schreibt: „Wir sind gespannt, ob der Wechsel im Vorstand beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Bochum von einem Oberst d.R. von der CDU zu einem emeritierten Professor der Geschichte von der SPD irgendwelche Veränderungen bringt.“ Heute kam die Antwort: In der WAZ wird unter der Überschrift „Andere Gedenkkultur etablieren“ der neue VDK-Vorsitzende Faulenbach zitiert: „Ganz klar, wir wollen weg von diesem reinen Heldengedenken.“ Das Friedensplenum glaubt dieser Ankündigung erst, wenn am Sonntag zumindest die Bundeswehr keine Rolle mehr spielt und die Heldengedenkhymne von treuen Soldaten nicht mehr erklingt.

Heldengedenken?

Am kommenden Sonntag ist Volkstrauertag. Dann marschiert die Bundeswehr vor dem Mahnmal “Die trauernde Alte” auf. Landsmannschaften aus Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland  usw. flankieren die Vorstellung mit ihren Bannern. Bürgemeisterin Gabriele Schäfer (SPD), ihr Parteifreund Faulenbach als Vorsitzender des Volksbundes der Kriegsgräberfürsorge und ein uniformierter Vertreter des Reservistenverbandes legen Kränze nieder. Ein evangelischer Jugendposaunenchor spielt das Lied vom treuen Kameraden, die Hymne des Heldengedenkens. Seit einigen Jahren mischt das Bochumer Friedensplenum diese gruselige Szene auf.  Es erinnert an die aktuellen Kriegseinsätze und die Rüstungsexporte der Bundesrepublik. Vor allem wird deutlich gemacht: Soldaten sind in erster Linie Täter. Es ist makaber, von Gefallenen zu sprechen. Soldaten fallen nicht, sie töten und morden und sie werden ermordet und getötet. Das Friedensplenum ruft dazu auf, am Sonntag um 15 Uhr an der Zeremonie teilzunehmen und deutlich zu machen, dass Soldaten Täter sind.  Rückblick: Heldengedenken und Protest 2013, 2012, 2011. Ein Video über die Zeremonie 2012.

Vortrag im Stadtarchiv

Am Dienstag, 4. November 2014, 18:00 Uhr im Stadtarchiv, Wittener Str. 47

„Bitter Ends“ – Der schwerste Luftangriff auf Bochum und das letzte halbe Jahr des Zweiten Weltkriegs in Bochum und im Ruhrgebiet 1944/45

Vortrag von Dr. Ralf Blank, Fachbereich Kultur – Historisches Centrum der Stadt Hagen

Bombenkrieg

Vor 70 Jahren, am 4. Nov. 1944, starben bei einem alliierten Luftangriff auf Bochum 1300 Menschen. In den Jahren zuvor hatte die deutsche Luftwaffe in ganz Europa Städte bombardiert. Im September 1939 starben Tausende bei der Bombardierung Warschaus und anderer polnischer Städte. Im Mai 1940 gab es 800 bis 900 Tote allein in Rotterdam. Bei deutschen Luftangriffen auf London im September 1940 starben 30.000 Menschen, in unserer Partnerstadt Sheffield waren es 660 Tote. Im April 1941 wurde Belgrad ohne vorherige Kriegserklärung aus der Luft angegriffen, rund die Hälfte aller Häuser wurden zerstört. Die Zahl der Toten konnte nur geschätzt werden: es waren Tausende. In den ersten Tagen der Schlacht um Stalingrad, im August 1942, kamen durch deutsche Luftangriffe 40.000 Zivilisten ums Leben.

Foto links: die Bombardierung Stalingrads, rechts: Die Bochumer Innenstadt nach dem Bombenangriff